Schlagwort-Archive: Zensur

Google mit Anti-Porno-Suchalgorithmus

Gestern hat Google einen neuen Algorithmus für die Bildersuche eingeführt. Damit sollen weniger Treffer angezeigt werden, die „sexually-explicit“ sind. Auf reddit.com ist von Zensur die Rede. Gegenüber cnet.com äußerte sich der Konzern wie folgt:

„We are not censoring any adult content, and want to show users exactly what they are looking for — but we aim not to show sexually-explicit results unless a user is specifically searching for them. We use algorithms to select the most relevant results for a given query. If you’re looking for adult content, you can find it without having to change the default setting — you just may need to be more explicit in your query if your search terms are potentially ambiguous. The image search settings now work the same way as in Web search.“

Britische Zensurfantasien

Die britische Regierung plant – Medienberichten zufolge – den Internetprovidern der Insel die Auslieferung pornografischer Inhalte generell zu verbieten. Surfer, die sie dennoch sehen wollen, würden dann erst auf Anfrage freigeschaltet (Opt-In-Verfahren).

Medienminister Ed Vaizey will im Januar 2011 eine Konferenz mit Providern einberufen, die sich dabei verpflichten sollen, künftig keine Pornografie an private Internetanschlüsse zu übermitteln. „Es ist wichtig, dass die Provider eine Lösung erarbeiten, um Kinder zu schützen,“ sagte Vaizey und schob gleich eine Drohung nach: „Ich hoffe, sie kriegen das hin, damit wir das nicht per Gesetz regeln müssen.“

Das Drehbuch zu diesen britischen Zensurfantasien könnte die deutsche Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) geliefert haben. In deren Tätigkeitsbericht 2007-2008 steht:

Im Berichtszeitraum ist die Problematik unzulässiger (etwa pornografischer) und anderer problematischer Internetangebote aus dem Ausland zu einem Schwerpunkt der öffentlichen Debatte über den Jugendmedienschutz in Deutschland geworden. (Seite 41)

Vor diesem Hintergrund hat die KJM nun zunächst den Weg gewählt, mit den großen Access-Providern in Deutschland sowie mit der FSM und dem Verband der deutschen Internet-Wirtschaft (eco) über die Problematik ins Gespräch zu kommen und… freiwillige Lösungen… zu finden.

Eine Zusage der Access-Provider hierzu konnte in dem Gespräch allerdings nicht erzielt werden… Die KJM sprach sich für eine Fortführung des Dialogs aus, machte aber deutlich, dass sie – sollten die Gespräche scheitern – von der Maßnahme der Sperrverfügungen, die im JMStV ausdrücklich vorgesehen und in den erwähnten Gutachten trotz Schwierigkeiten in der Praxis auch grundsätzlich als Möglichkeit bestätigt worden ist, Gebrauch machen werde. Zudem will sich die KJM für Gesetzesverschärfungen einsetzen, die die Access-Provider zukünftig stärker in die Pflicht nehmen. (Seite 42)

In diesem Zusammenhang sind auch die jüngsten Äußerungen von Ministerpräsident
Kurt Beck, dem Vorsitzenden der Rundfunkkommission der Länder, wenig überraschend. Er sagte:

Basierend auf den derzeitigen rechtlichen Grundlagen werden die Jugendschutzbehörden Sperrverfügungen erlassen.

Über Sex und Technik und Steve Jobs

Von Peter Glaser

Nutzt eine Firma wie Apple ihre Marktmacht, um uns moralisch zu bevormunden? Steve Jobs, so hört man, zensuriere neuerdings und wolle ein schweinereifreies Internet erzwingen. Selbst Modemagazine verzweifeln bei der Zulassung ihrer digitalen Inhalte für Apples App Store, wenn ihre Models zu leicht bekleidet sind. Das Problem ist so alt wie die Medienkultur. Von Höhlenwänden bis zu Computern war Sex meist die erste Anwendung für ein neues Medium. Steinzeitkünstler schufen ausdrucksvolle Werke wie jene Ritzzeichnung, die Archäologen die nackte Frau nennen. In einem in Keilschrift verfaßten Liebeslied instruiert eine sumerische Braut ihren Gatten, wie er seine Hand auf eine „gute Stelle“ legen solle. Selbst das Wort „Technik“ entstammt einem Seitensprung. In der griechischen Sage von Ares und Aphrodite schmiedet Aphrodites Mann Hephaistos ein Netz aus feinsten Ketten über dem Ehebett, in dem sich Ares und die untreue Gattin verfangen – die Finesse des Hephaistos bezeichnet Homer mit dem Begriff „Téchne“.

Weiterlesen in der Berliner Zeitung

Zensur ist sexy

Australien zensiert die Zensur

In Australien schlägt die Debatte über Internetzensur hohe Wellen. Jetzt sperrte das Ministerium für Breitband, Kommunikation und digitale Wirtschaft auf der eigenen Website den Begriff „ISP Filtering“ durch Manipulation in der Tag Cloud (siehe Screenshot/Quelltext). Offensichtlich soll damit Zensurgegnern der Informationszugang über staatliche Stellen erschwert werden.

Wichtiges Detail am Rande: Down Under dient seit vielen Jahren als Vorbild für deutsche Jugendschützer, beispielsweise bei der regulierten Selbstregulierung. Diese Idee des Outsourcing staatlicher Kontrolle wurde kopiert und ausgearbeitet vom Hans-Bredow-Institut, einem deutschen Think Tank für Medienforschung. Eingeführt mit dem Jugendmedienschutz-Staatsvertrag im Jahr 2003, ist die regulierte Selbstregulierung der Einstieg in die mediale Selbstzensur.

Operation: Titstorm

Hacker der Aktivistengruppe „Anonymous“ haben heute mit einer groß angelegten DDoS-Attacke (Distributed Denial of Service) zahlreiche australische Regierungsseiten angegriffen. Dabei wurde unter anderem die Seite des Parlaments vorübergehend lahmgelegt. Hintergrund war der Protest gegen die Webfilter-Pläne der australischen Regierung.

Verärgert hat die Hacktivisten, deren Attacke unter dem Namen Operation: Titstorm lief, das erwartete Ausmaß der Filterung. Befürchtet wird, dass auch gewöhnliche pornografische Inhalte, die kleinbrüstige Frauen zeigen, generell auf den schwarzen Listen der australischen Zensoren landen werden. „Die australische Regierung wird lernen, dass sich keiner an unseren Pornos vergreift“, zitiert der Sydney Morning Herald aus einer E-Mail der Gruppe Anonymous.

via derstandard.at

Google und China

(Vorsicht: ernste Satire!)

google-china

Mit großem Tammtamm droht Google an, sich nicht mehr der Zensur durch chinesische Behörden beugen zu wollen. In einer Pressemitteilung des Suchmaschinengiganten heißt es: „Wir haben jahrelang für die Chinesen zensiert, aber keinen angemessenen Marktanteil erhalten. Jetzt ist damit Schluss. Zensur muss sich lohnen.“

Was wird in China zensiert? Vorwiegend Pornografie. Nach Aussagen von Mao Xiaomao, Vizechef der Stelle für verbotene Publikationen, sind im vergangenen Jahr 15.000 pornografische Websites mit „mehr als 1,5 Millionen unzüchtigen Inhalten“ gesperrt worden. Google China war daran beteiligt.

Gleiche Probleme gibt es bei Google Deutschland. Hierzulande wird die Suchmaschine mit einer Sperrliste der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien gefüttert und Suchergebnisse, die zu einer gelisteten Schmuddelseite führen, werden auf Google.de entfernt. Dazu ein Pressesprecher: „Wir unterwerfen uns den deutschen Behörden, weil wir schön blöd wären, unsere deutschen Umsätze wegen ein wenig Zensur aufzugeben .“

google-zensur

Suchmaschinen leisten Sex-Zensur in Indien

Wie der Guardian berichtet, helfen Internetfirmen willfährig bei der Sex-Zensur in Indien mit. Nachdem bereits Microsofts Bing solche Suchergebnisse mit sexuellem Gehalt nicht mehr in Indien anzeigen will, springen nun auch Yahoo und der Yahoo-Bilderdienst Flickr auf den Zug auf und verweigern indischen Suchern den Zugriff auf heiße Inhalte. Damit leisten die Unternehmen den kürzlich vorgenommenen Änderungen des indischen Information Technology (Amendment) Act 2008 Folge, der ein härteres Vorgehen gegen Pornografie vorsieht.

kamasutra

Foto von Wikimedia

Via Spiegel.de

Zensur und Internetverbot für Kinder

Gastbeitrag von Timo Rieg

Landesmedienanstalten haben ein erhebliches Problem: Kein Mensch braucht sie. Das wäre nicht so schlimm und das Schicksal so vieler Behörden, wären sich dessen nur wenigsten viele Menschen bewusst. Doch zum Bedauern der weltfern organisierten Behördianer müssen sich nur ein paar private Rundfunkveranstalter mit ihnen herumärgern, das Gros der Bevölkerung ahnt nichteinmal, was die Bundesländer da geschaffen haben.

Darum ist es schon lange das Bestreben der Landesmedienanstalten, allen voran der nordrhein-westfälischen LfM, ihre Kontrollmacht in Bereiche auszudehnen, die den Bürgern lieb und teuer sind. Und da wäre vor allem das Internet zu nennen. (Der Weg dahin ist gar nicht so steil, wie es Außenstehenden erscheinen mag: Man deklariert einfach kurzerhand einen großen Teil der Web-Angebote als “Rundfunk” und ist mithin für diesen Bereich des Internets zuständig, der Rest wird mit Stichworten wie Medienbildung, Bürgermedien oder Jugendmedienschutz der eigenen Fuchtel unterworfen – so grob skizziert der Plan.)

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Zensur im Iran

Das Wall Street Journal schreibt:

Internet censoring in Iran was developed with the initial justification of blocking online pornography.

Übrigens kommt die eingesetzte Technik von Siemens und Nokia.