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Programmbeschwerde.de

Bei Landesmedienanstalten handelt es sich um fragwürdige Behörden. Die vierzehn Oberwachtmeister sind stets und vor allem damit beschäftigt zu beweisen, dass man sie braucht. Als Messinstrumente der eigenen Wichtigkeit dienen Medienkompetenzprojekte und Bürgerbeschwerden. Letztere werden häufig nur nach Quantität, aber nicht nach Qualität beurteilt. So lautete beispielsweise die Überschrift zum jüngsten Tätigkeitsbericht der Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten:

„Rundfunk-Beschwerden verfünffacht.“
(Pressemitteilung vom 27. Juli 2011)

Um die Empörungen der einfachen Fernsehzuschauer zu kanalisieren, richtete die saarländische LMS im Jahr 2004 die Meckerecke Programmbeschwerde.de ein, unter eifersüchtiger Beobachtung der anderen Landesmedienanstalten. Allerdings meldeten die meisten Petenten statt Verstößen gegen die Mediengesetze solche gegen ihre Geschmacksgrenzen. Beispielsweise Roger M. aus Mindeln über „Big Brother“:

Ich finde, es ist eine Frechheit, wie Ruth ihre Riesenoberweite im Fernsehen präsentiert. Obwohl das sehr anregend für mich ist, gehört so ein toller großer Busen aber nicht ins TV.

Seit gestern können sich die Medienaufseher vor Programmbeschwerden nun nicht mehr retten. RTL Explosiv hatte sich über Besucher der Spielemesse Games Convention lustig gemacht und berichtet: „Irgendwann in seinem Leben steht jeder pubertierende Junge vor der Frage: Kaufe ich von meinem Taschengeld einen Rasierapparat oder doch lieber ein Computerspiel? Wenn man sich da falsch entscheidet, landet man hier.“ Auch hätten Gamer große Probleme eine Frau zu finden und tragen immer eine Waffen-Attrappe mit sich herum. Daraufhin explodierte Giga und rief zum Protest auf. Dieser gipfelte in über 6.800 Beschwerden gegen RTL und einem verzweifelten Hilferuf der LMS, nachdem die Website zusammenbrach:

Damit dürfte die Überschrift für den nächsten Tätigkeitsbericht feststehen: „Anzahl der Rundfunk-Beschwerden erneut explodiert.“ Im Übrigen ist Programmbeschwerde.de kein gutes Beispiel für die Medienkompetenz der Landesmedienanstalten, denn die Website war in ihren ersten Jahren offen wie ein Scheunentor und eine datenschutzrechtliche Katastrophe. Jede eingegangene Beschwerde war frei abrufbar, zusammen mit Name, Adresse und Telefonnummer des Beschwerenden. Die LMS wollte sich mit einer Hackerattacke rausreden, geglaubt hat es niemand.

Nachtrag: Mit Pressemitteilung vom 26. August 2011 erklärte die Niedersächsische Landesmedienanstalt, dass der RTL-Bericht über die Gamescom nicht gegen das Medienrecht verstößt.

Zweiter Nachtrag: Die saarländische Landesmedienanstalt teilte am 29. August 2011 mit, dass es über 11.500 Programmbeschwerden gab, die nicht einzeln beantwortet werden könnten.

Skandal!!!

Mit bahnbrechenden Erkenntnissen überraschte uns heute die nordrhein-westfälische Landesmedienanstalt. Wie eine neue Studie enthüllt, findet im Fernsehen eine „Steigerung der Skandalisierung“ statt und „Grenzverletzungen werden gezielt als Strategie eingesetzt, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erzeugen.“

Weiteres Wissen konnten die Medienwächter zusammen mit Forschern der Freien Universität Berlin durch „qualitative Fallstudien und Gruppendiskussionen“ gewinnen. Festgestellt wurde am Musterbeispiel „Big Brother“, dass „Sexualisierung verstärkt zum Einsatz“ kommt und sich „Darstellungen von Nacktheit zugespitzt“ haben.

Zudem wird – laut Landesmedienanstalt – von den TV-Sendern „die Behauptung eines Tabubruchs bereits im Vorfeld der Ausstrahlung gezielt eingesetzt, um Medienberichterstattung hervorzurufen.“

Es ist ein Skandal!!!

Pressemitteilung der nordrhein-westfälischen Landesmedienanstalt vom 23. März 2011

Nachtrag: Mit Schreiben vom 10. Juni 2011 teilte mir die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) mit, dass die Kosten für die Studie bei 75.ooo Euro lagen. Im Ergebnis wurden damit die GEZ-Monatsgebühren von 4.200 Vollzahlern ver(sch)wendet.

 

Kekilli vs. RTL

Dem TV-Sender RTL ist laut SPIEGEL-Informationen gerichtlich verboten worden, Nacktszenen mit Sibel Kekilli zu zeigen. Die Schauspielerin müsse nicht dulden, dass entsprechende Bilder im Fernsehen laufen.

RTL zeigte im April 2010 im Klatschmagazin „Exclusiv“ eine Szene, in der Kekilli Geschlechtsverkehr hat. In dem Beitrag ging es ausgerechnet um den Erfolg der Schauspielerin, die kurz zuvor den „Deutschen Filmpreis“ für die beste weibliche Hauptrolle bekommen hatte.

Kekilli habe es nach so vielen Jahren nicht mehr zu dulden, dass diese Szenen im Fernsehen ausgestrahlt werden, heißt es zur Begründung für die einstweilige Verfügung. RTL wollte zu dem Fall keine Stellung nehmen, hat aber den Beschluss nicht als endgültige Regelung anerkannt.

Bereits 2004 erklärte Sibel Kekilli: „Ich war jung und brauchte Geld.“ Sie spielte u.a. in den folgenden Produktionen mit: „Die Verfickte Praxis“, „2002 wilde Sex-Nächte“, „Die Megageile Küken-Farm“, „Ein Sommertagstraum“ und „Hotel Fickmichgut“.

Einspruch!

Gastbeitrag von Tobias Kläner

Momentan läuft auf RTL, jeden Mittwoch um 21.15 Uhr, wieder das Format „Einspruch – die Show der Rechtsirrtümer“. Man kann vom Niveau der Sendung nun halten was man möchte. Ich persönlich finde es allerdings immer erfrischend, wenn Juristen „normalen Menschen“ in einfachen Worten erklären können, was Recht ist und was nicht. Insoweit möchte ich Professor Dr. Ralf Höcker ein Kompliment aussprechen. Dass es RTL jedoch nicht allein darauf angelegt hat, dem Volk das Recht nahe zu bringen, zeigt eine entsprechende Markenanmeldung der RTL Television GmbH aus dem Jahre 2008.

So weit, so gut. Für Entzücken sorgen aber die angemeldeten Klassen beziehungsweise ein Blick ins Waren- und Dienstleistungsverzeichnis.

Möglicherweise fehlt mir als Jurist da dann doch etwas die Marketing- und Produktfantasie. Ich erbitte Nachhilfe von allen Betriebswirten: Gibt es für ein solches „Markenprodukt“ eine reale Zielgruppe? Welche Formen des Vertriebs könnte RTL angedacht haben?

Und vielleicht auch noch: Quo vadis, RTL?

Höhepunkte von „Bauer sucht Frau“

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Via medienpiraten.tv

Siehe auch: Ich bin fick und fertig!

Ich bin fick und fertig!

Mit RTL erklimmt das deutsche Fernsehen immer neue Niveaugipfel. Aktuell läuft „Bauer sucht Frau“. Mehr als zehn Millionen (in Ziffern: 10.000.000) Zuschauer sehen dem Treiben auf dem Lande zu.

Besonders gemein, aber quotenträchtig: Die beiden Darsteller Josef und Narumol werden mit Untertiteln dem Zuschauer verständlich gemacht (bayerisch und thai-deutsch), wobei teilweise extra falsch „übersetzt“ wird. So wird aus einem „Ich bin fix und fertig“ von Narumol schon mal ein „Ich bin fick und fertig“.

fick-und-fertig

via medienhandbuch.de