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Wildes Treiben im Wald

Zurzeit legen Lokalpolitiker in Kärnten größten Wert auf die Feststellung: „Nein, ich war in diesem Jahr noch überhaupt nicht im Wald!“ Hintergrund ist der ORF-Bericht Wildkamera als „Liebesfalle“ für Politiker. Offenbar verabredete sich der Mann mit seiner Geliebten zum Techtelmechtel im dunklen Gehölz und wähnte sich unbeobachtet. Nun hat sich in Österreich eine Debatte darüber entwickelt, ob es eigentlich erlaubt ist, Kameras in der freien Natur aufzustellen. Die ARGE Daten betont, dass jede Videoüberwachung, bei der Personen identifiziert werden können, melde- und kennzeichnungspflichtig sei.

Programmbeschwerde.de

Bei Landesmedienanstalten handelt es sich um fragwürdige Behörden. Die vierzehn Oberwachtmeister sind stets und vor allem damit beschäftigt zu beweisen, dass man sie braucht. Als Messinstrumente der eigenen Wichtigkeit dienen Medienkompetenzprojekte und Bürgerbeschwerden. Letztere werden häufig nur nach Quantität, aber nicht nach Qualität beurteilt. So lautete beispielsweise die Überschrift zum jüngsten Tätigkeitsbericht der Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten:

„Rundfunk-Beschwerden verfünffacht.“
(Pressemitteilung vom 27. Juli 2011)

Um die Empörungen der einfachen Fernsehzuschauer zu kanalisieren, richtete die saarländische LMS im Jahr 2004 die Meckerecke Programmbeschwerde.de ein, unter eifersüchtiger Beobachtung der anderen Landesmedienanstalten. Allerdings meldeten die meisten Petenten statt Verstößen gegen die Mediengesetze solche gegen ihre Geschmacksgrenzen. Beispielsweise Roger M. aus Mindeln über „Big Brother“:

Ich finde, es ist eine Frechheit, wie Ruth ihre Riesenoberweite im Fernsehen präsentiert. Obwohl das sehr anregend für mich ist, gehört so ein toller großer Busen aber nicht ins TV.

Seit gestern können sich die Medienaufseher vor Programmbeschwerden nun nicht mehr retten. RTL Explosiv hatte sich über Besucher der Spielemesse Games Convention lustig gemacht und berichtet: „Irgendwann in seinem Leben steht jeder pubertierende Junge vor der Frage: Kaufe ich von meinem Taschengeld einen Rasierapparat oder doch lieber ein Computerspiel? Wenn man sich da falsch entscheidet, landet man hier.“ Auch hätten Gamer große Probleme eine Frau zu finden und tragen immer eine Waffen-Attrappe mit sich herum. Daraufhin explodierte Giga und rief zum Protest auf. Dieser gipfelte in über 6.800 Beschwerden gegen RTL und einem verzweifelten Hilferuf der LMS, nachdem die Website zusammenbrach:

Damit dürfte die Überschrift für den nächsten Tätigkeitsbericht feststehen: „Anzahl der Rundfunk-Beschwerden erneut explodiert.“ Im Übrigen ist Programmbeschwerde.de kein gutes Beispiel für die Medienkompetenz der Landesmedienanstalten, denn die Website war in ihren ersten Jahren offen wie ein Scheunentor und eine datenschutzrechtliche Katastrophe. Jede eingegangene Beschwerde war frei abrufbar, zusammen mit Name, Adresse und Telefonnummer des Beschwerenden. Die LMS wollte sich mit einer Hackerattacke rausreden, geglaubt hat es niemand.

Nachtrag: Mit Pressemitteilung vom 26. August 2011 erklärte die Niedersächsische Landesmedienanstalt, dass der RTL-Bericht über die Gamescom nicht gegen das Medienrecht verstößt.

Zweiter Nachtrag: Die saarländische Landesmedienanstalt teilte am 29. August 2011 mit, dass es über 11.500 Programmbeschwerden gab, die nicht einzeln beantwortet werden könnten.

Internetpolitikerin des Jahres

Noch im Sommer 2009 zeichnete der Branchenverband eco die Justizministerin Brigitte Zypries zur „Internetpolitikerin des Jahres“ aus. Jetzt trat sie auf den MetaRheinMain ChaosDays auf und diskutierte darüber, wie Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung in Zukunft aussehen können. Ihre Ausführungen zu „Google SMS“ machen – von höhnischen Kommentaren begleitet – die Runde auf YouTube. Google SMS, das sei doch „diese Verfolgungsspeicherung von Veränderungen von SMS, dass SMSe nicht mehr von Peer-to-Peer nur gehen, also von Person zu Person, sondern an andere weitergeleitet werden.“

Via Spiegel.de

Did you watch porn?

Seit dem Wochenende ist die Website didyouwatchporn.com im Netz zu finden. Hat ein Nutzer seinen Browserverlauf nicht gelöscht, kann man sich anzeigen lassen, ob er bestimmte Pornoseiten besucht hat.

„Grob verkürzt, nutzen wir die Tatsache, dass der Browser die Links zu einer bereits besuchten Seite andersfarbig darstellt als unbesuchte. Wir generieren für alle uns bekannten Pornoseiten einen versteckten Link, fragen per JavaScript die Farbe ab und stellen so fest, ob die verlinkte Seite mit dem benutzten PC besucht wurde“, sagte Macher Tobias Boonstoppe.

Die Datenschützer werden sich freuen.

didyouwatchporn

Via 20min.ch

Erotikfirma wegen T-Mobile-Kundendatenbank durchsucht

Nachdem der Mainzer Erotik-Unternehmer Tobias Huch sich wegen des jahrelangen Besitzes von über 17 Millionen Kundendaten von T-Mobile an die Presse gewandt hatte, erhielt der in dem wieder aufgenommenen Fall als „unverdächtiger Zeuge“ Geführte am heutigen Montag unerwarteten Besuch von der Bonner Staatsanwaltschaft. „Gegen zehn Uhr kamen die Ermittler mit rund 20 Leuten und Beamten der Polizei“, erklärte Huch gegenüber heise online.

Im Rahmen der mehrstündigen Durchsuchung seiner Geschäfts- und Privaträume sei nicht nur eine Kopie der passwortgeschützten Datenbank auf seinem beruflich genutzten PC gezogen worden. Vielmehr hätten die Fahnder auch seinen privaten Heimcomputer, seinen Laptop sowie seinen E-Mail-Verkehr beschlagnahmt. Gefolgt sei der Durchsuchung eine dreieinhalbstündige Vernehmung auf dem Polizeipräsidium Mainz, die in Begleitung seiner vier Anwälte über die Bühne gegangen sei.

heise.de