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Facebook und Puppennippel

Victoria Buckley, eine Schmuckverkäuferin aus Sydney, bewirbt ihre Stücke mit nackten Porzellanpüppchen. Das sah Facebook gar nicht gerne und sprach Verwarnungen aus. Daraufhin verschwanden die Nippel hinter einem Pornobalken, der – je nach Quelle – von Mrs Buckley oder Facebook* gesetzt wurde.

* SPIEGEL ONLINE: „Quer über den Brustbereich haben die Facebook-Verantwortlichen einen schwarzen Balken gelegt.“

Save Dave!

Seit Dienstag ist David Kiely von der australischen Macquarie Bank weltbekannt. Während ein Kollege dem TV-Sender 7 Network ein Live-Interview gab, schaute er freizügige Fotos von Unterwäsche-Model Miranda Kerr auf dem Computer an. Daraufhin erklärte sein Arbeitgeber, er nehme die „inakzeptable Nutzung von Technologie“ sehr ernst und leitete eine interne Untersuchung gegen den Börsenmakler ein.

Sofort solidarisierte sich die Netzgemeinde mit David Kiely. Auf Facebook gründete sich die Gruppe Macquarie – Don’t Fire David Kiely und das Londoner Finanzportal Here Is The City startete die Kampagne Save Dave mit der Begründung: „Erstens scheint er ein netter Kerl zu sein, zweitens waren es keine Hardcore-Bilder, drittens hat er schon genug gelitten und viertens gibt es sowieso schon zu viel Political Correctness in der Welt.“

Selbst Miranda Kerr sagte ihre Hilfe zu. „Ich habe erfahren, dass es eine Petition gibt, um seinen Job zu retten und natürlich werde ich unterzeichnen“, wird die Freundin von Hollywoodstar Orlando Bloom im Daily Telegraph zitiert.

Am Freitag dann gute Nachrichten für David Kiely. Die Bank erklärte gegenüber der Herald Sun die internen Untersuchungen für abgeschlossen: „Er wird ein Mitarbeiter von Macquarie bleiben.“ Weiter heißt es in der Stellungnahme: „Macquarie und der Mitarbeiter entschuldigen sich für jedes Ärgernis, das sie verursacht haben könnten.“ Ende gut. Alles gut.

Hier das TV-Interview mit den Fotos von einem GQ-Shooting (1:05/1:17/1:29) und dem erstaunten Dave (ab 1:33):

Das Jahr 2010: Rückblick durch die Glaskugel

Januar 2010: Die 10. Staffel von Big Brother startet mit einem deftigen Sexskandal. Jedoch bleibt die von RTL2 erwartete mediale Aufgeregtheit aus, insbesondere werden keine Verbotsforderungen laut.

Februar 2010: Pro7 versucht mit 50 pro Semester ebenfalls im horizontalen TV-Gewerbe zu punkten. Macht aber frühzeitig schlapp. Dagegen betonen die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ihren Auftrag zu Grundversorgung und Qualitätsjournalismus. Die GEZ-Gebühren werden umgehend erhöht.

März 2010: Obwohl die gesetzlichen Regelungen zu Sendezeitbegrenzung für Erotikseiten im Internet und Jugendschutzprogrammen überarbeitungsbedürftig sind, wird die für das Frühjahr geplante Novellierung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags auf unbestimmte Zeit verschoben.

April 2010: Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert mehrere Alben von Pornorappern sowie die neue DVD von Rammstein, weil der schweizerische Konzertmitschnitt den Titel „Ich tu Dir weh“ enthält und dreimal „Aua“ gesungen wird.

Mai 2010: Nach der nordrhein-westfälischen Landtagswahl öffnen sich – plötzlich und völlig unerwartet – riesige Löcher im Staatshaushalt. Daraufhin kommen Vorschläge wie eine höhere Umsatzsteuer für Erotikliteratur erneut auf den Tisch.

Juni 2010: Aufgrund aktueller Todesfälle bei Jugendlichen, ausgelöst durch Komasaufen, Chatten in Suizidforen, Non-Stop-Facebooken oder Amoklauf, fordert Jugendministerin Köhler eine drastische Verschärfung der Jugendschutzgesetze. Umgehend wird in Berlin ein Runder Tisch einberufen. Experten sind sich über die Ursachen uneinig. Trotzdem will Prof. Pfeiffer ein sofortiges Verbot.

Juli 2010: Google veröffentlicht Version 3.0 von Android mit überarbeiteter Funktionalität „Augmented Reality„. Sofort kursieren mehrere Porno-Apps im Internet. Der Aktienkurs von Google Inc. steigt um weitere 12 Prozent.

August 2010: Der deutsche Werberat rügt ein Unternehmen, das Hundefutter/Kaffeefilter/Modeschmuck/Putzlappen produziert. In der Pressemitteilung heißt es: „Die Anzeige/Kampagne/Werbung von XXX ist demütigend/beleidigend und menschenunwürdig. Das Unternehmen versucht seine armselige/nichtsnutzige Botschaft mit erotischen/sexuellen Anspielungen und den Bildern leicht/nicht-bekleideter weiblicher Ober-/Unterkörper zu transportieren.“

September 2010: Nachdem Großbritannien/Lettland/Kuba/Thailand mit Internetsperren große Erfolge im Kampf gegen illegales Filesharing/Pornografie/Sportwetten/Killerspiele/Catcontent/Hasspropaganda feiert, fordert der deutsche Innenminister/Kardinal/BKA-Präsident eine Gesetzesänderung. Er betont, dass das Internet kein rechtsfreier Raum sei und Sperrungen zu keinen grundrechtsrelevanten Eingriffen führen würden.

Oktober 2010: Das dreiundfünfzigste Medienkompetenzprojekt einer Jugendschutzbehörde/Landesmedienanstalt/Familienministerin wird feierlich gestartet. Es hört auf den Namen: UnKeN – Unsere Kinder (sicher) im Netz.

November 2010: Wenige Tage nach Einführung von Nacktscannern an deutschen Flughäfen werden schwarz-weiße Schmuddelfotos von Promis und Politikern veröffentlicht und FKK-Airlines nimmt die erste A320 in Betrieb

Dezember 2010: Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) wählt „Porno“ zum Wort des Jahres. In der Begründung heißt es: „Porno war seit Anfang des Jahres in der öffentlichen Diskussion präsent und verbreitete sich weit über den Wortsinn hinaus.“ Auf den folgenden Plätzen landen Aufwrackprämie, Klimapanik, Bummdidumm, Lurch, Abmahnistan, Nacktflug, Westerwellen und Wurstsalat.