Archiv der Kategorie: Allgemeines

Himmelsangst

Am 14. Dezember 2011 wurde BLM-Präsident Siegfried Schneider zum neuen Vorsitzenden der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) gewählt. Die KJM ist für den Jugendschutz im Internet zuständig und weil Schneider sein Amt sehr gewissenhaft ausübt, schaute er zwei Tage nach der Wahl in dieses Internet rein bzw. seinen „Mitarbeitern über die Schulter“ – und war schockiert. Ihm wurde sogar „himmelsangst.“ Was musste er dort sehen? Die „schlimmsten Seiten“, beispielsweise „pornografische Netz-Inhalte.“ Selbstverständlich ist der Oberbayer ein Mann der Tat, für den es nun gilt „den von vielen als aussichtslos eingestuften Kampf aufzunehmen“ und eine „Löschung in die Wege zu leiten“. Falls er weitere Vorlagen für seine Angstrhetorik braucht, dann wird ihm ein Blick in alte KJM-Pressemitteilungen empfohlen.

Vatican.XXX

Nach Berichten der katholischen Tageszeitung La Croix reservierte der Heilige Stuhl die Domain vatican.xxx, um digitalen Missbrauch zu verhindern. Anders die Verlagsgruppe Weltbild, die am heutigen Tag eine XXX-Domain zur eigenen Verwendung registrierte. Ich bin gespannt, was wir demnächst zu sehen bekommen.

Nachtrag vom 21. Dezember 2011: Laut Radio Vatikan hat der Heilige Stuhl dementiert, die Domain vatican.xxx reserviert zu haben.

Google Instant

Mit Google Instant wurde im September 2010 eine Suchfunktion eingeführt, die bereits beim Eintippen einer Anfrage erste Ergebnisse in Echtzeit anzeigt. Beispielsweise für Bettina Wulff, die Gattin unseres kreditwürdigen Bundespräsidenten.

Sündenlust und Gewissensstachel

Aus dem Buch „Die Wiedereinführung der Bordelle in Berlin vom medicinischen und sanitätspolizeilichen, wie vom sittlichen und christlichen Standpunkte aus beleuchtet, von Dr. Eduard Wilhelm Posner, im Auftrage des evangelischen Vereins“ (1851):

Gerade durch die gesetzliche Duldung der Hurerei, wird den von dieser Sündenlust erfüllten, aller Gewissensstachel genommen, und desto üppiger wuchert die Hurerei… (Seite 11)

„Wichser“ kein Kündigungsgrund

Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz, Urteil vom 18. August 2011 (Az. 2 Sa 232/11):

Leitsatz:

Die Bezeichnung eines Vorgesetzten als „Wichser“ stellt eine erhebliche Ehrverletzung dar. Jedoch kann eine außerordentliche Kündigung aufgrund der konkreten Umstände nach dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz ungerechtfertigt sein.

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Pirelli-Kalender 2012

Der weltbekannte „Kalender“ von Pirelli kommt für 2012 als Portfolio mit 25 Einzelbildern heraus. Wie immer ist er unverkäuflich und wird nur an ausgewählte Freunde des Unternehmens verschenkt. Dabei besteht das Ziel des Reifenherstellers in maximaler Medienpräsenz, welche durch begleitende Marketingmaßnahmen sichergestellt wird. So erhalten Verlage und TV-Sender bereits vor Veröffentlichung die Aufnahmen vom Making-Of sowie Interviews mit Models und Schaupielerinnen, beispielsweise mit Lara Stone (Bild links). Mehr braucht es nicht, um Winterreifen zu verkaufen.

Abstrus

Karl-Theodor zu Guttenberg wird EU-Internetberater. Wie die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Neelie Kroes heute mitteilte, sei der Freiherr das Schlüsselelement einer neuen „No disconnect“-Strategie. Ausschlaggebend für die Ernennung war wohl, dass er als Wirtschaftminister das Zugangserschwerungsgesetz zu verantworten hatte, welches erst vor zwei Wochen wieder aufgehoben wurde. Seine Tätigkeit ist unentgeltlich und Mitarbeiter stehen ihm auch nicht zur Verfügung. Aber er erhält Schützenhilfe von seiner Frau, die am Abend bei RTL2 auftritt.

Mit einem Wort: abstrus.

Great Tits

Vorgestern startete die freie Registrierung von .xxx-Domains. Bereits seit September wird diese neue Top-Level-Domain mit launigen Spots beworben, beispielsweise mit einer ornithologischen Anspielung auf die Doppeldeutigkeit von Great Tits.

Great-Tits-Video

Mit dem Zweiten sieht man weniger

Diese Woche veranstalteten ZDF, ARD und Kirchen eine Jugendmedienschutztagung. Ich war nach Mainz eingeladen, um mit Prof. Dr. Wolfgang Schulz über „gesetzliche Verbote“ zu diskutieren. Für alle Teilnehmer der Veranstaltung wurde das ZDF-WLAN geöffnet. Wie sich herausstellte, ist dieses öffentlich-rechtliche Internet gefiltert und der Medienpädagoge Jürgen Ertelt machte mich darauf aufmerksam, dass auch mein Blog gesperrt wird. Bei Aufruf kommt folgender Hinweis:

Liebe Kollegin, lieber Kollege,

das ZDF ermöglicht seinen Mitarbeitern den Zugriff auf Internet-Seiten mit ZDF-Systemen. Dieser Zugang zum Internet wird durch eine Software geschützt. Die Software sucht nach speziellen Stichwörtern in verschiedenen Kategorien und meldet Seitenaufrufe, die diese Stichwörter enthalten. Ihr Rechnersystem hat versucht, auf eine dieser Seiten zuzugreifen…

Am Abend sprach ich bei einem Glas Wein mit dem ZDF-Jugendschutzbeauftragten Dr. Gunnar Krone und er sagte mir die Entsperrung zu. Den 3.600 ZDF-Mitarbeitern konnte also geholfen werden. Es reicht wohl noch nicht, dass die Berliner Bibliotheken sperren.

BGH: Keine Privatsphäre für Pornodarsteller

Bundesgerichtshof, Urteil vom 25. Oktober 2011 (Az.: VI ZR 332/09):

Leitsatz

Zur Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts durch eine Berichterstattung über die Mitwirkung als Darsteller in kommerziell zu verwertenden Pornofilmen.

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