Der deutsche Rapper Haftbefehl entging am vergangenen Donnerstag nur knapp einer Indizierung seines Albums „Azzlack Stereotyp“ durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien. Diese hatte auf Anregung des bayerischen LKA ein Verfahren eingeleitet, jedoch nach Prüfung im sogenannten 12er-Gremium keine unsittliche oder verrohende Wirkung der Musik feststellen können. Die Songs von Haftbefehl drehen sich um das Straßenleben mit Frauen, Drogen und Gewalt. Ein hübscher Zweizeiler findet sich in dem Titel „Cho“:
Weil ich deine Mutter fick,
Bist du lange nicht mein Kind.
Wobei diese Beleidigung derart übertrieben ausfällt, dass eine Herabsetzung der Mutter sich dadurch abschwächt und ins Absurde verkehrt wird. Im Übrigen wurzelt das Phänomen der Deine-Mutter-Sprüche in der afroamerikanischen Jugendkultur und wurde bereits in den 1960er Jahren beschrieben.
Das Magazin „Hustler“ verwertete 1983 die Konstellation des Deine-Mutter-Witzes in einem vorgeblichen Interview mit Fernsehprediger Jerry Falwell und behauptete, er habe sein „Erstes Mal“ mit seiner Mutter besoffen auf dem Plumpsklo erlebt. Falwell verklagte den Herausgeber Larry Flynt, unterlag aber vor dem Supreme Court, weil die Fiktion offensichtlich und die Satire von der Meinungsfreiheit gedeckt ist. Den Gerichtsprozess schildert Miloš Forman in The People vs. Larry Flynt, wofür ihm 1997 der Goldene Bär von den Berliner Filmfestspielen verliehen wurde.