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Kulturflatrate?

Seit einigen Monaten diskutiert die Blogosphäre über die Einführung der sog. Kulturflatrate. Gemeint ist eine gesetzlich geregelte Internet-Pauschalabgabe, die an die Inhaber digitaler Rechte verteilt werden soll. Die Diskussion ist nicht weit gekommen. Somit ist es Zeit sich eigene Gedanken zu machen.

Nur mal angenommen, die sechzehn Bundesländer beschließen 2015 einen Kulturflatrate-Staatsvertrag und die EU-Kommission hält die Füße still, trotz erheblicher Bedenken bezüglich Subventionsverbot und Dienstleistungsfreiheit. Angenommen, die sechzehn KFR-Verwaltungsoberbehörden sind errichtet und die gezigen bzw. gematischen Probleme bei der Zwangsgebührenerhebung gelöst. Also angenommen, die Sternlein fallen vom Himmel und verwandeln sich in blanke Taler…

Wer soll dann von der Kulturflatrate profitieren? Welche Rechteinhaber erhalten welche Anteile an den Milliardeneinnahmen? Unstreitig dürften die Rechte an Musik, Software, Filmen und Games versilberungsfähig sein. Hier sind Millionen in teuerste Lobbyarbeit geflossen. Auch die Verlage sind aufgewacht und haben in Hamburg erklärt, dass Ansprüche angemeldet würden. Und was ist mit den hunderttausenden Usern, die Content generieren? Beispielsweise die Fotografen von Flickr oder die Filmer von Youtube? Welche feuchten Träume haben Blogger? Wird jeder Web2.0-Mitmacher zum verwertungsgesellschaftlichen Mitesser?

Angenommen alle Annahmen würden Wirklichkeit und alle grundsätzlichen Fragen könnten bis hierher beantwortet werden, dann folgt ganz zwangsläufig die Gretchen-fickt-Faust-Frage: Nun sag, wie ist´s mit der Pornografei? Ist dieser „Schmuddelkram“ überhaupt kulturellala? Kürzlich entschied ein Bundesgericht, dass Dieter Bohlen ein Künstler ist. Dann sind bitteschön auch Gina Wild und ihre zahlreichen Kolleginnen flatratewürdig. Gleiches gilt für jeden XXX-Regisseur, Hardcore-Produzenten, Gonzo-Cutter etc. pp. Alle sind Kulturflatrateschaffende. Und weil bekanntlich rund ein Fünftel des Internetverkehrs und der Websites pornografisch sind, beantrage ich hiermit für die Branche einen 20%-Anteil an der Kulturflatrate. Sozusagen die Pornokulturflatrate!