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Der unsittliche 5-Mark-Schein

Im März 1950 erfolgte die Erstausgabe eines neuen 5-Mark-Scheins. Auf der Vorderseite prangte das Bild von Europa, die barbusig auf einem Stier reitet. Das Bundesfinanzministerium rügte die künstlerische Gestaltung des Grafikers Max Bittrof, eines namhaften Künstlers und Siegers vieler Wettbewerbe, und im oberbayerischen Marienwallfahrtsort Tuntenhausen, dem Tagungsort des Katholischen Männervereins, dem viele führende CSU-Politiker angehörten, ergriff Alois Hundhammer energisch das Wort. Der bayerische Kultusminister forderte die Einziehung und Neugestaltung der Banknote. Damit stand er nicht allein, denn bei den Justizbehörden mehrerer Bundesländer gingen Strafanzeigen gegen die Bank deutscher Länder ein. Aber die breite Öffentlichkeit reagierte belustigt. In der Abendzeitung schlug ein Leser vor, das Bild ließe sich auf jedem einzelnen Schein doch einfach mit Leukoplast überkleben, „damit die gefährdete Jugend nicht noch mehr verdorben wird.“ Die Notenbank fühlte sich wegen des Wirbels zu einer Stellungnahme gedrängt und erklärte im Mai 1950 irritiert, dass ihr unsittliche Absichten ferngestanden hätten. Der Schein durfte am Ende im Umlauf bleiben.

Quelle: Wie der Sex nach Deutschland kam, Sybille Steinbacher, Seite 103-105.