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Britische Zensurfantasien

Die britische Regierung plant – Medienberichten zufolge – den Internetprovidern der Insel die Auslieferung pornografischer Inhalte generell zu verbieten. Surfer, die sie dennoch sehen wollen, würden dann erst auf Anfrage freigeschaltet (Opt-In-Verfahren).

Medienminister Ed Vaizey will im Januar 2011 eine Konferenz mit Providern einberufen, die sich dabei verpflichten sollen, künftig keine Pornografie an private Internetanschlüsse zu übermitteln. „Es ist wichtig, dass die Provider eine Lösung erarbeiten, um Kinder zu schützen,“ sagte Vaizey und schob gleich eine Drohung nach: „Ich hoffe, sie kriegen das hin, damit wir das nicht per Gesetz regeln müssen.“

Das Drehbuch zu diesen britischen Zensurfantasien könnte die deutsche Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) geliefert haben. In deren Tätigkeitsbericht 2007-2008 steht:

Im Berichtszeitraum ist die Problematik unzulässiger (etwa pornografischer) und anderer problematischer Internetangebote aus dem Ausland zu einem Schwerpunkt der öffentlichen Debatte über den Jugendmedienschutz in Deutschland geworden. (Seite 41)

Vor diesem Hintergrund hat die KJM nun zunächst den Weg gewählt, mit den großen Access-Providern in Deutschland sowie mit der FSM und dem Verband der deutschen Internet-Wirtschaft (eco) über die Problematik ins Gespräch zu kommen und… freiwillige Lösungen… zu finden.

Eine Zusage der Access-Provider hierzu konnte in dem Gespräch allerdings nicht erzielt werden… Die KJM sprach sich für eine Fortführung des Dialogs aus, machte aber deutlich, dass sie – sollten die Gespräche scheitern – von der Maßnahme der Sperrverfügungen, die im JMStV ausdrücklich vorgesehen und in den erwähnten Gutachten trotz Schwierigkeiten in der Praxis auch grundsätzlich als Möglichkeit bestätigt worden ist, Gebrauch machen werde. Zudem will sich die KJM für Gesetzesverschärfungen einsetzen, die die Access-Provider zukünftig stärker in die Pflicht nehmen. (Seite 42)

In diesem Zusammenhang sind auch die jüngsten Äußerungen von Ministerpräsident
Kurt Beck, dem Vorsitzenden der Rundfunkkommission der Länder, wenig überraschend. Er sagte:

Basierend auf den derzeitigen rechtlichen Grundlagen werden die Jugendschutzbehörden Sperrverfügungen erlassen.

Über Sex und Technik und Steve Jobs

Von Peter Glaser

Nutzt eine Firma wie Apple ihre Marktmacht, um uns moralisch zu bevormunden? Steve Jobs, so hört man, zensuriere neuerdings und wolle ein schweinereifreies Internet erzwingen. Selbst Modemagazine verzweifeln bei der Zulassung ihrer digitalen Inhalte für Apples App Store, wenn ihre Models zu leicht bekleidet sind. Das Problem ist so alt wie die Medienkultur. Von Höhlenwänden bis zu Computern war Sex meist die erste Anwendung für ein neues Medium. Steinzeitkünstler schufen ausdrucksvolle Werke wie jene Ritzzeichnung, die Archäologen die nackte Frau nennen. In einem in Keilschrift verfaßten Liebeslied instruiert eine sumerische Braut ihren Gatten, wie er seine Hand auf eine „gute Stelle“ legen solle. Selbst das Wort „Technik“ entstammt einem Seitensprung. In der griechischen Sage von Ares und Aphrodite schmiedet Aphrodites Mann Hephaistos ein Netz aus feinsten Ketten über dem Ehebett, in dem sich Ares und die untreue Gattin verfangen – die Finesse des Hephaistos bezeichnet Homer mit dem Begriff „Téchne“.

Weiterlesen in der Berliner Zeitung

Die Balz und das Netz

„Es geht nicht nur der Mensch ins Netz, um sich zu paaren, Paarungsrituale des Netzes dringen auch in die Wirklichkeit. Der Fußballspieler Cristiano Ronaldo, Bauchmuskelbesitzer und Frisurentrendscout, hat das Netz verstanden.

Me, You, Fuck, Fuck!“ Mit diesen Worten umgarnte der junge Geltransporteur eine Kellnerin im ewig jungen Los Angeles und führte damit die Sprache der YouTube Kommentatoren in die Welt der Liebe ein.“

Weiter bei Deus ex Machina


Foto von Wikipedia

The Stats on Internet Pornography

The Stats on Internet Pornography
Via: Online MBA

Auf Wunsch von Online MBA wurde der Link/Urheberhinweis am 31. Mai 2013 entfernt.

Dazu auch: Mal wieder Zahlen

Aus aktuellem Anlass

„Die leichte Zugänglichkeit von Pornographie im Internet macht eine Anpassung der deutschen Rechtsvorschriften erforderlich. Dass eine Neufassung von § 184 sinnvoll ist, belegen die angesichts der Menge an zirkulierender Pornographie lächerlich niedrigen Verurteilungsziffern: 2001 wurden 308 Personen, im Jahr 2002 270 und 2003 334 Personen. Offensichtlich wird diese Norm von den deutschen Strafverfolgungsbehörden nur mäßig ernst genommen.“

Prof. Tatjana Hörnle, Grob anstößiges Verhalten (2005), Seite 445.

PS: Erfasste Fälle für § 184 StGB nach Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS):

  • 2008: 2.915
  • 2009: 1.427
  • Rückgang: -51%

Erwachsenenunterhaltung: Nichts Neues im Nacktprogramm?

elektrischer-reporter

Elektrischer Reporter (ZDF) vom 8. Januar 2010:

„Pornografie galt lange Zeit als Wegbereiter für neue Technologien. Im Zeitalter des Mitmach-Webs sieht kommerzielle Online-Erotik jedoch überraschend alt aus. Auf Tauschbörsen und Amateur-Nacktbilder reagiert die Branche mit Anwälten und Abmahnung. Gleichzeitig hat das Netz Pornographie demokratisiert: Heimfilme werden über Youtube-ähnliche Plattformen verbreitet, und eine neue Generation von Indie-Pornografen sucht über Twitter den direkten Draht zum Publikum. Ist das die sexuelle Befreiung 2.0, und was ist dran an der Geschichte vom Technologie-Treiber Porno? Der Elektrische Reporter untersucht das Verhältnis von Erwachsenenunterhaltung und Internet.“

Elektrischer Reporter – Erwachsenenunterhaltung: Nichts Neues im Nacktprogramm?

Internationales Porno-Verbot im Internet gefordert

Heute berichtete Digitalfernsehen.de über eine Forderung von Norbert Schneider, Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM):

„Es braucht im Internet auf Dauer ein vollziehbares Verbot von Pornografie.“

Allerdings ist diese Meldung nicht ganz frisch, denn die Äußerung von Theologe Schneider stammt aus dem Juli 2008.

porno-verbot

KJM drängt Provider zu freiwilligen Internetsperren

Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) will sich für eine Verschärfung der Gesetze in Richtung auf Zugangssperren im Internet einsetzen, wenn Internet Service Provider (ISP) nicht freiwillig „unzulässige und jugendgefährdende Inhalte“ sperren.

Das stellte die für den Jugendmedienschutz im Rundfunk und Internet zuständige Kommission in ihrem Tätigkeitsbericht (PDF) für die Jahre 2007 und 2008 fest, berichtet heise.de.

Zudem veröffentlichte die KJM eine Pressemitteilung mit den „Fünf Thesen für einen besseren Jugendmedienschutz in Deutschland“.

These Nr.2: „Das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein“.

Zensur im Iran

Das Wall Street Journal schreibt:

Internet censoring in Iran was developed with the initial justification of blocking online pornography.

Übrigens kommt die eingesetzte Technik von Siemens und Nokia.

Allgegenwärtigkeit von Pornographie

Die dämlichste Frage der Woche.

Süddeutsche: „Sie meinen die Allgegenwärtigkeit von Pornographie?“

Antwort von Malermeister Gerhard Richter: „Das sind die neuen Dämonen. Früher waren es die Raubtiere, dann die Nazis, heute ist es das Internet.“

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Foto von bella731