Archiv für den Monat: Dezember 2010

BrianMoynihanSucks.com

Seit Wikileaks-Gründer Julian Assange in einem Interview andeutete, er wolle demnächst Geheimdokumente der Bank of America veröffentlichen, herrscht Aufregung an der Wall Street. Der Aktienkurs des größten US-Geldinstituts brach um mehr als 3% ein und es wurde umgehend ein juristisches SWAT-Team gegründet. Wie Domain Name Wire berichtet, ist dieses Team nun auf die Idee gekommen, massenweise Domains zu registrieren, die den Namen von Vorstandsmitgliedern enthalten, gefolgt von Begriffen wie „sucks“ und „blows“. Beispielsweise für CEO Brian Moynihan die Domains BrianMoynihanSucks.com und BrianMoynihanBlows.com, sicherheitshalber auch mit den Endungen .net und .org. Es bleibt abzuwarten, ob damit Kritik im Keim erstickt oder aber der Streisand-Effekt erneut vorgeführt wird. Jedenfalls sind die SWAT’ler bei der Domain bankofamericasucks.com zu spät gekommen.

Stringtanga (2)

Nicht nur in Deutschland werden Stringtangas aus Gründen des Jugendschutzes vom Bildschirm verbannt, sondern auch in den USA. Aktuelles Beispiel sind zwei Kinotrailer zu „Your Highness“. In der jugendfreien Version steigt Natalie Portman mit einem digitalen Höschen ins Wasser (links), während im Original deutlich mehr schauspielerisches Fleisch sichtbar wird (rechts). Allerdings erhielt der nackte Trailer eine MPAA-Einstufung als red band, was der deutschen FSK18-Klassifizierung gleichkommt und erhebliche Verbreitungsbeschränkungen mit sich bringt. Darum wurde die Badesequenz im anderen Trailer textil bereichert, mit dem Ergebnis, dass nun gegenüber „all audiences“ der Filmstart im April 2011 beworben werden darf.

– Stringtanga ab 1:29 – (red band)

– Popöse Nachbearbeitung ab 1:06 – (green band)

Kein Weihnachtsfrieden

Leider ist eine alte behördliche Tradition aus der Mode gekommen, nämlich der so genannte Weihnachtsfrieden. Dieser begann für gewöhnlich eine Woche vor Weihnachten und endete Anfang Januar des nachfolgenden Jahres. In dieser Zeit wurden keine belastenden Bescheide und ablehnenden Verwaltungsakte erlassen.

Mit Datum vom 20. Dezember 2010 versendete die bayerische Landesmedienanstalt (BLM) einen Bußgeldbescheid gegen meinen Mandanten. Ihm wird vorgeworfen,

Inhalte verbreitet oder zugänglich gemacht zu haben, welche Darstellungen enthalten, die geeignet sind die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu beeinträchtigen, ohne das durch technische oder sonstige Mittel oder durch zeitliche Begrenzung auf 23:00 Uhr bis 06:00 Uhr sichergestellt wurde, dass die Wahrnehmung Kindern oder Jugendlichen unmöglich gemacht oder wesentlich erschwert wurde.

Frohes Fest!

Nope

9GAG

Google Blacklist Christmas Card

Für alle, die noch keine Weihnachtskarten verschickt haben und bei Schnee und Eis den Gang zum Briefkasten scheuen, für die kommt hier die Lösung: Die Google Blacklist Christmas Card ist eine E-Card, die verschiedene Grußbotschaften zur Auswahl bereit hält. Alle diese Wörter stehen auf der Blacklist von Google.

Britische Zensurfantasien

Die britische Regierung plant – Medienberichten zufolge – den Internetprovidern der Insel die Auslieferung pornografischer Inhalte generell zu verbieten. Surfer, die sie dennoch sehen wollen, würden dann erst auf Anfrage freigeschaltet (Opt-In-Verfahren).

Medienminister Ed Vaizey will im Januar 2011 eine Konferenz mit Providern einberufen, die sich dabei verpflichten sollen, künftig keine Pornografie an private Internetanschlüsse zu übermitteln. „Es ist wichtig, dass die Provider eine Lösung erarbeiten, um Kinder zu schützen,“ sagte Vaizey und schob gleich eine Drohung nach: „Ich hoffe, sie kriegen das hin, damit wir das nicht per Gesetz regeln müssen.“

Das Drehbuch zu diesen britischen Zensurfantasien könnte die deutsche Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) geliefert haben. In deren Tätigkeitsbericht 2007-2008 steht:

Im Berichtszeitraum ist die Problematik unzulässiger (etwa pornografischer) und anderer problematischer Internetangebote aus dem Ausland zu einem Schwerpunkt der öffentlichen Debatte über den Jugendmedienschutz in Deutschland geworden. (Seite 41)

Vor diesem Hintergrund hat die KJM nun zunächst den Weg gewählt, mit den großen Access-Providern in Deutschland sowie mit der FSM und dem Verband der deutschen Internet-Wirtschaft (eco) über die Problematik ins Gespräch zu kommen und… freiwillige Lösungen… zu finden.

Eine Zusage der Access-Provider hierzu konnte in dem Gespräch allerdings nicht erzielt werden… Die KJM sprach sich für eine Fortführung des Dialogs aus, machte aber deutlich, dass sie – sollten die Gespräche scheitern – von der Maßnahme der Sperrverfügungen, die im JMStV ausdrücklich vorgesehen und in den erwähnten Gutachten trotz Schwierigkeiten in der Praxis auch grundsätzlich als Möglichkeit bestätigt worden ist, Gebrauch machen werde. Zudem will sich die KJM für Gesetzesverschärfungen einsetzen, die die Access-Provider zukünftig stärker in die Pflicht nehmen. (Seite 42)

In diesem Zusammenhang sind auch die jüngsten Äußerungen von Ministerpräsident
Kurt Beck, dem Vorsitzenden der Rundfunkkommission der Länder, wenig überraschend. Er sagte:

Basierend auf den derzeitigen rechtlichen Grundlagen werden die Jugendschutzbehörden Sperrverfügungen erlassen.

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Kein Sex in Katar

FIFA-Chef Sepp Blatter verteidigt die Vergabe der Fußball-WM 2022 nach Katar, von der er sich „eine Öffnung“ der islamischen Kultur für das Turnier erhofft.

„Es ist eine andere Kultur und eine andere Religion, aber im Fußball gibt es keine Grenzen“, sagte der Präsident des Weltverbandes. Fußball sei ein Spiel, dass keine Diskriminierung kenne.

„Wenn Menschen 2022 ein Spiel in Katar sehen wollen, werden sie hineingelassen.“ Homosexuelle Fans sollten allerdings „sexuelle Aktivitäten unterlassen“, die in Katar illegal seien. Selbstverständlich hagelt es nun Rücktrittsforderungen von Schwulenverbänden.

Fäbodjäntan

Fäbodjäntan heißt auf schwedisch „Die Sennerin“ und ist zudem der Titel eines Pornofilms aus den späten 70er Jahren, der seinerzeit wegen einer Szene, in der eine Riesenwurst (Falukorv) eine gewisse Rolle spielte, Berühmtheit erlangte. So weit, so gut. Wenn aber ein evangelisch-lutherischer Pastor zu einem internationalen christlichen Jugendtreffen mit über 200.000 Teilnehmern ein T-Shirt trägt, auf dem „Fäbodjäntan“ und „äkta svensk hardporr“ (echter schwedischer Hardcore) steht, dann ist die schwedische Amtskirche weniger erfreut.

via krone.at

Phallometrische Tests

In einem aktuellen Bericht kritisiert die EU-Grundrechteagentur so genannte „phallometrische Tests“ an Asylbewerbern in Tschechien. Bei diesen Tests werden Männern, denen eine Verfolgung wegen Homosexualität in ihrer Heimat droht, heterosexuelle Pornofilme gezeigt und ihnen dabei der Blutfluss zum Penis gemessen.

Es sei für die Asylbewerber entwürdigend und verstoße gegen die Grundrechtecharta der EU, so die Agentur. Innenminister Radek John hatte dagegen die Tests verteidigt. Die Asylbewerber müssten den tschechischen Behörden überzeugend beweisen können, dass sie Homosexuelle sind. Andernfalls hätten sie keinen Anspruch auf Asyl. „Dann sollen sie doch in ein Land gehen, wo diese Tests nicht durchgeführt werden und dort Asyl beantragen“, sagte John.

Bereits im September 2009 hatte das Schleswig-Holsteinische Verwaltungsgericht entschieden (Az.: 6 B 32/09), dass die Rückführung eines iranischen Asylbewerbers nach Tschechien nicht rechtmäßig sei, denn…

…vorliegend sind die vorgenannten Voraussetzungen für die Gewährung von Eilrechtsschutz in Deutschland gegeben, weil der Antragsteller unwidersprochen geltend machen kann, dass er in der Tschechischen Republik einer sexologischen und phallometrischen Untersuchung unterzogen werden soll und ein Schriftstück tschechischer Behörden vorlegt, wonach die Weigerung sich einer sexologischen Untersuchung zu unterziehen, die Beendigung des Asylverfahrens nach sich ziehen kann…

Damit steht zur Überzeugung des Gerichts zumindest mit der für dieses Eilverfahren hinreichenden Sicherheit fest, dass der Antragsteller in der Tschechischen Republik einem Zugangshindernis zum Asylverfahren begegnen wird, dessen Menschenrechtskonformität nach dem gegenwärtig überschaubaren Sachstand mindestens sehr zweifelhaft erscheint.